Mittwoch, 21. Januar 2009

Horidoh und Hussasa

Der Wind braust durch den Schönbuch. Es ist Nacht. Kein Stern am Himmel und wehe dem, der jetzt unterwegs sein muß. Raschelnde, pfeifende, knarrende Geräusche dringen an das Ohr, Seufzen? Donner? Schüsse......Schwaches, fahles Licht dringt durch Zweiggerippe, Ranken greifen an, riesige, schwarze Bäume versperren den Weg.......und in der Seele steigen Bilder auf, Vergessenes, Erträumtes, schon lange überwunden Geglaubtes! In einer solchen Nacht vor vielen Jahren bin ich geboren. Ein verschreckter Wanderer, froh der schwäbischen, grünen Hölle entronnen sein, versuchte bei einem Glas Trollinger in der "Sonne" in Bebenhausen oder in der "Krone" in Gniebel der Erlebte zu fassen, einzugrenzen, verständlich und erträglich zu machen. Einige Zechgenossen halfen, erzählten, beflügelt vom Trollinger, eigene Erlebnisse in jenem ausgedehnten Waldgebiet, das sich vom Südrand der Filder bis vor die Tore Tübingens und von Herrenberg bis fast Nürtingen erstreckt. Vielleicht stolperte einer im dunklen Wald und versuchte seiner Umwelt übernatürliche Wesen als Urheber seiner Blessuren darzustellen; ein anderer schämte sich vielleicht bei einer Prügelei den Kürzeren gezogen zu haben. Und wieder ein andrer erzählte von ähnlichen Vorfällen, die er an anderen Wirtshaustischen erfahren hatte. Oftmals schon habe es im Schönbuch derbe Püffe in den "Ranzen" (schwäb. für Rücken, Leib) gegeben und der Urheber derselben sei nicht von dieser Welt gewesen. Damit hatte ich meinen Namen - dr Ranzabuffer! Immer wenn Unerklärliches im Schönbuch passierte, wenn man von eigenen Fehltritten oder Tolpatschigkeiten ablenken wollte, hatte man einen Schuldigen. Mancher Aufschneider, Wichtigmacher, manches Klatschweib ersann neue Taten des Ranzenbuffers, die bei ihrem Weg von Ohr zu Ohr und von Mund zu Mund vielfältig verändert , aufgebläht und den Zeitläufen angepasst wurden. So lebe ich denn heute noch, wenn die Jäger, die Förster und andere aus und um den Schönbuch zusammen sitzen. Mit Hilfe einer klugen Frau, die besser mit dem Internet umzugehen weiß, als ein viel hundert Jahre alter Waldschrat, bin ich nun in der elektronischen Welt angekommen. Seht Euch vor!

5 Kommentare:

  1. Prima Start, erstklassige Vorlage. Wenn das so weitergeht, wird das mal ein schön Buch.

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  2. Den ersten Kommentar wollte i c h schreiben - ***jaul***

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  3. Achja, der Text gefällt mir übrigens sehr gut. Sehr schwäbisch. Und wenn's geschrieben steht, verstehe ich die Geschichte gleich viel besser als bei der mündlichen Überlieferung (sorry, ich weiss, du gibst ja dein Bestes - Danke!)

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  4. @xiaomo: ich weiß ja, dass du früh aufstehst, aber anscheinend steh ich früher auf.

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  5. @Oster: natürlich stehst du n i c h t früher auf als ich, es gibt einfach noch ein paar technische Unrunditäten auf diesem Blog

    @Ranzabuffer: du kochst aber ganz schön lang - ich harre schon seit Stunden!

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