Sonntag, 25. Januar 2009

Ich bin's nicht immer

Nicht immer hat der Ranzenbuffer seine Finger im Spiel, wenn sich im Schönbuch Unerklärliches ereignet. So hatte an einem Tag im Jahre 1939 der Tübinger Nazi-Kreisleiter nach Bebenhausen eingeladen. Der hörte auf den Namen Rauschnabel; wegen seiner großen Liebe zu starken Getränken hatte der Volkswitz allerdings seinen Namen in "Saufschnabel" umgeformt. Er war einer jener Kleinbürger (ursprünglich Dorfschullehrer), denen die Nazis nach dem verlorenen ersten Weltkrieg zwar keine Reichtümer versprechen konnten (die hatten diejenigen, die sie schon vor dem Krieg hatten!) aber Ansehen, Uniform und ein bisschen Teilhabe an der Macht. Wie dankbar er seinem Führer war zeigte er u.a. durch seine tatkräftige Mitwirkung an der Inbrandsetzung der Tübinger Synagoge in der "Reichskristallnacht".
Selbstverständlich gehörte er auch zu denen, die in ihrer Machtbesoffenheit einen großbürgerlich-aristokratischen Lebensstil (oder das, was sie dafür hielten) nachzuäffen suchten und so sollte im Refektorium des ehem.Klosters Bebenhausen ein Wildsauessen stattfinden. Die ganze NS-Prominenz der Umgebung und nicht wenige Mitläufer waren eingeladen. Nur nicht der Waiblinger-Willy und der Schorsch Gauger von der Tübinger Unterstadt; die waren zu ihrem Leidwesen als ehemalige Reichsbannerleute dafür um so öfter bei der Tübinger Gestapo "eingeladen". Gleichwohl gönnten sie den Festgästen deren Freude über die Einladung zum Mahle von Herzen und eilten, versteckt im Walde, ebenfalls Bebenhausen zu. Ein bisschen Spass wollten sie auch haben!
Das Fest begann mit Hörnerklang und einer Rede des Gastgebers, dessen Zunge allerdings etwas schwer gewesen sein soll. Dann begann das große Schmausen, das jedoch jäh endete, als durch ein geöffnetes Fenster plötzlich eine Tränengaskerze herein flog und die Gäste kotzend, hustend und um Atem ringend den Ausgang zu erreichen suchten. Der konnte allenfalls einen beleibten Abt aber nicht ein ganzes Schock um ihr Leben fürchtender Nazis auf einmal durch lassen. Das Chaos war perfekt und wäre fast noch schlimmer geworden, weil die Tränenblinden und kaum ihrer Sinne Mächtigen sofort ihre Dienstpistolen aus den Halftern zogen und damit wüst herumfuchtelten. Dem Willy und dem Schorsch konnten sie nicht gefährlich werden. Schon lange barg sie der Wald und es gibt ein Plätzchen dort, das bekannt ist für seine schöne Aussicht auf die ganze Klosteranlage.........

Auch die schon erwartete Vernehmung durch die Gestapo konnte keine Beweise für die Täterschaft der beiden erbringen und ein missmutiger Beamter musste sie laufen lassen. Er ermahnte sie noch, sofort Meldung zu machen, wenn ihnen irgendwelche Hinweise auf die Täter bekannt würden. Der Willy konnte sich da die Bemerkung nicht verkneifen." Des Stückle hätt' faschd vom Ranzabuffer sai könna.....!" Worauf der Gestapo Beamte erwiderte, er soll "bloß sai domma Gosch halda" sonst würde er ihm so den "Ranzen" verhauen, wie es eine ganze Kompanie Ranzenbuffer nicht besser könnten.

Samstag, 24. Januar 2009

Freie Narren und freie Geister

Jeder hierzulande ist ein bisschen Ranzabuffer und deshalb haben die freien Fasnetsnarren aus Dettenhausen einer Maskenfigur diesen Namen gegeben. Die Narren dort sind "frei" weil sie keinem Narrenverband angehören und sich nicht von traditionsbewußten Frohsinnsfunktionären oder dito Bürokraten knechten lassen wollen. Dettenhausen liegt an der alten und seit jeher viel genutzten Poststraße von Stuttgart nach Tübingen, weshalb den "Häusermern" (wie sie sich nennen) eine gewisse Weltläufigkeit nachgesagt wird. Die Gastronomie wartet mit einigen empfehlenswerten Lokalitäten auf und das schön gelegene Freibad im Schaichtal erfreut sich großer Beliebtheit. Nächste Ansiedlung in Richtung Stuttgart ist Waldenbuch, wo sich die von xiaomo geschätzte Dopefabrik befindet.
Unweit von Dettenhausen auf einer gerodeten Waldfläche befindet sich der "Einsiedel" ein ehemaliges Kloster. Da soll ich zu meiner Zeit als Sichtbarer als Jäger gewohnt haben - ein wüster Kerl, versoffen, fluchend, ein schlimmer Hurenbock und gezaubert soll er auch haben. Stimmt natürlich nicht - oder vielleicht nur ein bißchen! Ich bin ein freier Geist und bin - ganz einfach! Keinem jenseitigen Funktionär oder Bürokraten unterworfen! Ich bin nicht allein - der Schönbuch verfügt über eine zahlreiche und vielfältige Unsichtbarenpoulation. Davon wird noch die Rede sein!

Mittwoch, 21. Januar 2009

Horidoh und Hussasa

Der Wind braust durch den Schönbuch. Es ist Nacht. Kein Stern am Himmel und wehe dem, der jetzt unterwegs sein muß. Raschelnde, pfeifende, knarrende Geräusche dringen an das Ohr, Seufzen? Donner? Schüsse......Schwaches, fahles Licht dringt durch Zweiggerippe, Ranken greifen an, riesige, schwarze Bäume versperren den Weg.......und in der Seele steigen Bilder auf, Vergessenes, Erträumtes, schon lange überwunden Geglaubtes! In einer solchen Nacht vor vielen Jahren bin ich geboren. Ein verschreckter Wanderer, froh der schwäbischen, grünen Hölle entronnen sein, versuchte bei einem Glas Trollinger in der "Sonne" in Bebenhausen oder in der "Krone" in Gniebel der Erlebte zu fassen, einzugrenzen, verständlich und erträglich zu machen. Einige Zechgenossen halfen, erzählten, beflügelt vom Trollinger, eigene Erlebnisse in jenem ausgedehnten Waldgebiet, das sich vom Südrand der Filder bis vor die Tore Tübingens und von Herrenberg bis fast Nürtingen erstreckt. Vielleicht stolperte einer im dunklen Wald und versuchte seiner Umwelt übernatürliche Wesen als Urheber seiner Blessuren darzustellen; ein anderer schämte sich vielleicht bei einer Prügelei den Kürzeren gezogen zu haben. Und wieder ein andrer erzählte von ähnlichen Vorfällen, die er an anderen Wirtshaustischen erfahren hatte. Oftmals schon habe es im Schönbuch derbe Püffe in den "Ranzen" (schwäb. für Rücken, Leib) gegeben und der Urheber derselben sei nicht von dieser Welt gewesen. Damit hatte ich meinen Namen - dr Ranzabuffer! Immer wenn Unerklärliches im Schönbuch passierte, wenn man von eigenen Fehltritten oder Tolpatschigkeiten ablenken wollte, hatte man einen Schuldigen. Mancher Aufschneider, Wichtigmacher, manches Klatschweib ersann neue Taten des Ranzenbuffers, die bei ihrem Weg von Ohr zu Ohr und von Mund zu Mund vielfältig verändert , aufgebläht und den Zeitläufen angepasst wurden. So lebe ich denn heute noch, wenn die Jäger, die Förster und andere aus und um den Schönbuch zusammen sitzen. Mit Hilfe einer klugen Frau, die besser mit dem Internet umzugehen weiß, als ein viel hundert Jahre alter Waldschrat, bin ich nun in der elektronischen Welt angekommen. Seht Euch vor!